Blacky´s Chara

Vorgeschichte
Sven wuchs in einer großen Stadt auf, in der häufig Verbrechen begangen wurden.
Bald schon war für ihn klar, dass er später einen Beruf ergreifen würde, in dem er den Verbrechern den Garaus machte.
Schließlich stellte er fest, dass Kopfgeldjäger wohl der beste Beruf für ihn war, denn er wollte etwas von der Welt sehen und selbst entscheiden können, was er tat, wann er es tat und wohin er ging.
Seine Mutter starb an einer schweren Krankheit, als er 14 Jahre war.
Noch während sie auf dem Sterbebett lag und ihre Augenlider sich immer weiter senkten, gab sie ihm ein kleines, silbernes Kreuz.
Sie sagte, es sei ein Glücksbringer und Sven solle gut darauf aufpassen.
Natürlich versprach Sven ihr das und befestigte das Kreuz an seinem Gürtel, auch heute noch befindet es sich dort und Sven verteidigt es, als wäre es ein kostbarer Schatz.
Er war schon immer ein guter Koch gewesen und da seine Mutter nun tot war, musste er für sich und seinen Vater kochen, was ihm jedoch nichts ausmachte.
Nach seinem 18ten Geburtstag verließ er schließlich seinen Vater, um als Kopfgeldjäger zu arbeiten.
Als Abschiedsgeschenk erhielt er von seinem Vater eine Pistole.
Er übte jeden Tag mit seiner Pistole und wurde immer besser, dennoch war er noch nicht zufrieden mit seinen Leistungen.
Auf seiner Reise traf er einen anderen Kopfgeldjäger, dem er sich anschloss.
Er hieß Lloyd und sah wirklich nicht nach einem Kopfgeldjäger aus, doch er war einer und das bewies er, in dem er anfing, Sven zu trainieren.
Die beiden waren ungefähr gleich alt und einander auf Anhieb sympathisch.
Ihre Freundschaft wuchs mit jedem Tag und bald waren sie die besten Freunde.
Sven wurde immer besser im Umgang mit der Pistole, wofür ihn Lloyd ständig lobte.
Außerdem zeigte er Interesse an der Entwicklung von Waffen, was bald zu seinem liebsten Hobby wurde.
Eines Tages, kam ihm die Nachricht zu Ohren, dass sein Vater von der Armee eines gewissen Lord Eyrin getötet worden war.
Sven würde ihm das nie verzeihen und es war ungewiss, was er tun würde, sollte er Eyrin einmal begegnen.
Das Schicksal schien ihm nichts Gutes zu wollen, denn ein paar Monate später, wurde Lloyd bei einem Auftrag getötet.
Nun war es Sven zu viel.
Er hatte seine Mutter verloren, seinen Vater und jetzt auch noch seinen besten Freund.
Es war seine Schuld, dass sein Freund tot war und das machte alles nur noch schlimmer.
Er hatte nicht aufgepasst, war unaufmerksam gewesen und hatte so den letzten Menschen verloren, den er im Leben gehabt hatte.
Damals war er 21 gewesen, seit 3 Jahren hatte er seinen Vater nicht mehr gesehen und er würde ihn auch nie wieder sehen.
Ebenso wenig Lloyd, oder seine Mutter.
Er wurde misstrauischer, vorsichtiger und ernster, so etwas würde ihm nie wieder passieren.
Wenn er je wieder einen Gefährten hatte, dann würde er nicht zulassen, dass er starb.
Nein, eher würde er sich selbst für ihn opfern.
Auch wenn er um seinen Freund trauerte, so gab er seinen Beruf nicht auf und ist auch heute noch Kopfgeldjäger.
In seinem 23ten Lebensjahr geschah jedoch wieder etwas, das sein Leben veränderte:
Sein rechtes Auge machte sich durch einen pochenden Schmerz bemerkbar.
Der Schmerz war jedoch nicht besonders stark, nur anfangs war es ziemlich schmerzhaft.
Danach war es nur mehr ein nerviger, kleiner Stich, der immer wieder ein paar Tage kam und danach wieder für Wochen verschwand.
Doch jedes Mal, wenn es anfing, war es äußerst schmerzhaft.
Anfangs verstand Sven nicht, was das ganze sollte, doch dann fiel ihm auf, dass sich ein kleiner, hellgrüner Splitter in seinem rechten Auge befand, der langsam größer wurde.
Immer dann, wenn sein Auge anfing, zu schmerzen.
Noch immer weiß er nicht, dass in ihm eine besondere Fähigkeit schlummert, die langsam erwacht.
Das Visionäre Auge.

Vorgeschichte
Jirou verlor seine Eltern, als er 15 Jahre alt war, sein Bruder Kotarou war damals erst 1 Jahr alt gewesen.
Die beiden wurden daraufhin in ein Waisenhaus gesteckt, wo sie schon bald zu einer neuen Familie kamen.
Ihre Zieheltern waren nett und hatten auch eine Tochter:
Alice
Die drei wuchsen zusammen auf und auch, wenn Jirou und sein Bruder ein wenig anders waren, als normale Menschen, so hinderte das ihre Freundschaft nicht daran, weiter zu wachsen.
Irgendjemand hatte das Gerücht in die Welt gesetzt, er und sein Bruder seien Vampire, da ihre beiden Eckzähne etwas länger sind und spitz zulaufen.
Natürlich waren und sind sie keine Vampire, außer, sie gehören einer unbekannten Spezies von Vampiren an, die sich nicht von Blut ernähren muss, um zu überleben, denn sie ernähren sich wie ganz normale Menschen.
Es ließ Jirou völlig kalt, was man über ihn und seinen Bruder erzählte, er hatte nur Augen für Alice.
Bald wurde ihm klar, wie sehr er sie liebte und sie erwiderte diese Liebe.
Er fing an, mit dem Katana zu trainieren, um sie jederzeit beschützen zu können.
Dazu zog er sich immer in den nahen Wald zurück und Alice schlich ihm jedes Mal hinterher, um ihn zu beobachten.
Es dauerte nicht lange und Jirou bemerkte sie, doch er war ihr keineswegs böse.
Er machte sich stattdessen Sorgen, dass ihr etwas geschehen könnte, wenn sie ihm weiter hinterher schlich und so nahm er sie jedes Mal mit, um dies verhindern zu können.
Jirou trainierte hart und verausgabte sich jedes Mal völlig.
Alice sagte ihm immer wieder, er solle sich ein wenig schonen, doch er war der Meinung, wenn er stärker werden wollte, dann sollte er auch dementsprechend hart trainieren.
Sie ließ ihn weitermachen, überredete ihn aber immer wieder, aufzuhören, wenn er bereits völlig am Ende war und dennoch weitermachen wollte.
Sowohl seine ungewöhnlich spitzen Eckzähne als auch die Gerüchte, die sich immer weiter im Land ausbreiteten, vermochten nicht, ihre wachsende Liebe zu zerbrechen.
Alice mochte alles an ihm und das sagte sie ihm auch immer, wenn sie gemeinsam durch die Stadt liefen und die Leute ihre Köpfe zusammen steckten, um leise zu flüstern und Jirou ängstliche bis vor Hass triefende Blicke zuzuwerfen.
Immer, wenn Alice das tat, fühlte er sich so glücklich wie nie zuvor.
Alice hatte noch eine Schwester, die um ein Jahr älter war als sie selbst.
Sie hieß Kassandra und war häufig mit den beiden zusammen, wenn sie einmal nicht bei den beiden war, dann spielte sie meist mit Kotarou, oder sie verschwand für ein paar Stunden spurlos.
Jirou mochte auch sie, denn wie ihre Schwester, behandelte sie ihn und seinen Bruder, wie normale Menschen.
Doch sein Herz gehörte allein Alice und das sah man auch ganz deutlich.
Für ihn war Kassandra eine gute Freundin und genau das ließ abgrundtiefen Hass in Kassandra aufwallen.
Sie hasste Jirou, sie hasste Alice, ihre eigene Schwester, sie hasste die Liebe, die die beiden einander gaben.
Eines Abends, als Jirou und Alice einen Spaziergang machten und ihr Glück genossen, schlich Kassandra ihnen hinterher.
Draußen war es noch hell, denn die Sonne war noch nicht vollständig hinter der Stadt versunken.
Im Schein der rötlichen Abendsonne, stellte sie sich dem Paar entgegen.
Sie hatte drei Männer bestochen, die plötzlich hinter Jirou und Alice auftauchten und sie packten.
Kassandra wollte jemandem das Herz zerreißen, es in tausend Splitter teilen – und sie entschied sich, dieses Leid Jirou anzutun.
Mit langsamen Schritten trat sie auf Alice zu, in ihren Augen glitzerte dunkler Hass.
Sie tötete Alice mit einem Dolch, den sie ihr ins Herz stieß.
Jirou hasste sie für das, was sie getan hatte und für das zufriedene Lächeln, das sich auf ihrem Gesicht ausgebreitet hatte, als Alice tot zu Boden sank.
Ja, er hasste sie und er tötete ihre Komplizen, als diese einen Moment unachtsam waren, doch Kassandra verschwand spurlos.
Dies war vor zwei Jahren geschehen und seit diesem Tag sucht Jirou nach Kassandra, um sich an ihr zu rächen.
Doch Kassandra ist wie vom Erdboden verschluckt, unauffindbar.
Mit Alice hatte er nicht nur seine Geliebte verloren, sondern auch seine Familie.
Nun hat er niemanden mehr auf dieser Welt, nur ein kleines, silbernes Kettchen, das seine Geliebte stets um ihre rechte Hand getragen hatte und er nun jeden Augenblick seines Lebens bei sich trägt.
Und seinen Bruder Kotarou.
Um ihn zu schützen, brachte er ihn zu einer anderen Familie und sagte ihnen, sie sollen in ein anderes Land ziehen und Kotarou mit ihrem Leben verteidigen.
Um sich auf seiner Reise mit Essen und Schlafunterkünften versorgen zu können, beschloss er kurzerhand, sich als Kopfgeldjäger zu betätigen.
So hatte er keine Geldprobleme und konnte dennoch weiter nach Kassandra suchen.
Mit der Zeit fing er langsam an, zu akzeptieren, dass Alice tot war und auch Wut und Hass wurden langsam immer kleiner, wie Flammen, die man versuchte, mit Wasser zu löschen.
Trotzdem lodern sie als kleines Feuer in seinem Inneren weiter und warten nur darauf, wieder hoch aufzulodern, wenn Kassandra vor ihm steht.

Vorgeschichte
Robin wuchs in einem kleinen Dorf auf, das jeden Monat von Gauklern besucht wurde.
Einige der Gaukler hatten hier ihre Familien und kamen in das Dorf, um sie zu besuchen, Neuigkeiten auszutauschen und auch eine kleine Vorführung zu geben.
Schon als Kind bewunderte Robin die Gaukler und sehnte sich danach, mit ihnen zu ziehen, doch er war noch zu jung und solange er noch ein Kind war, würde sein Vater ihm das nicht erlauben.
So musste Robin sich noch ein paar Jahre gedulden, ehe er als Gaukler von Stadt zu Stadt ziehen konnte.
Das hielt ihn allerdings nicht davon ab, mit dem Üben anzufangen.
Er hatte sich in den Kopf gesetzt, als Feuerspucker mit den Gauklern zu ziehen.
Seine Eltern würden ihm nie erlauben, es einmal zu „probieren“ und so schlich er sich eines Nachts davon, in den nahegelegenen Wald.
Er ging zu einem kleinen Fluss und ahmte den Feuerspucker der Gaukler nach.
Unglücklicherweise ging dieser Versuch schief und er steckte sich beinahe selbst in Brand.
Eigentlich hätte er Verbrennungen davon tragen müssen, doch das Feuer schien ihm nichts anzuhaben.
Robin wunderte sich selbst über diese Gabe, beschloss aber, sie vorerst geheim zu halten.
Von nun an schlich er sich wann immer es möglich war nach draußen in den Wald und übte dort.
Bald wurde ihm klar, dass er nicht nur gegen Feuer immun war, sondern es auch benutzen konnte.
Er würde also ein Gaukler mit magischen Fähigkeiten werden?
Der Gedanke war vielleicht ein bisschen verrückt, doch es musste ja niemand von seiner Gabe wissen.
Sein Vater hielt es für notwendig, ihn mit 12 Jahren den Umgang mit Pfeil und Bogen zu lehren.
Vielleicht ist das ja ganz nützlich, dachte Robin sich und übte fleißig.
Zu seinem 15ten Geburtstag schenkte ihm sein Vater einen hübsch verzierten Bogen und einen Köcher, weil er sehr zufrieden mit seinen Leistungen war und er ihm die Möglichkeit geben wollte, sich zu verteidigen, wenn er einmal in Schwierigkeiten geraten sollte.
Robin hatte sich mit seinen Eltern darauf geeinigt, dass er mit 16 Jahren zu den Gauklern gehen dürfe.
Natürlich hatte er sofort gefragt und nahm schließlich mit 16 Jahren den Platz des Feuerspuckers ein, denn sein Vorgänger war zu alt geworden und hatte sich zur Ruhe gesetzt.
Und nun begann sein Leben als Gaukler.
Dank seiner Fähigkeiten war er eine der beliebtesten Attraktionen der Gaukler und alle hielten seine Magie für ein besonderes Talent – niemand schöpfte Verdacht.
Bald musste Robin allerdings feststellen, dass das Leben der Gaukler nicht immer friedlich war, denn bereits nach ein paar Tagen der Reise, wurden er und seine Freunde von Räubern überfallen.
Dank der Talente der Gaukler konnten sie die Räuber in die Flucht schlagen und blieben weitgehend unversehrt.
Da dies jedoch Robins erster Kampf gewesen war, trug er schlimmere Verletzungen davon, als die anderen, die anscheinend schon etwas Erfahrung mit Räubern hatten.
Seine einzige Waffe war sein Bogen und so musste er sich im Kampf auf Fernangriffe beschränken, jedoch war er nicht darauf gefasst, dass sich ihm ein Gegner von hinten nähern würde.
Allein die hysterischen Angstschreie eines kleinen, marderähnlichen Tieres brachten ihn dazu, sich umzudrehen.
Der Räuber, der hinter ihm stand hatte den Arm mit dem Dolch gehoben und wollte ihm nun die Klinge mit einem gezielten Hieb in den Kopf stoßen, doch Robin war schneller.
Er machte einen Satz zurück und kam mit zwei Schnitten ober- und unterhalb seines linken Auges davon, die später als Narben zurück bleiben sollten.
Das kleine Tier, das Robin jetzt als Frettchen erkannte, kletterte an dem Räuber hoch und biss ihn kräftig in die Hand.
Es gab einen Laut von sich, der wie ein Lachen klang und flüchtete sich zu Robin.
Dieser sprang nach vorne und setzte den Räuber mit einem Schlag ins Gesicht außer Gefecht.
Robin beschloss, das junge Frettchen mitzunehmen und gab ihm den Namen Gwin.
Schon bald waren sie die besten Freunde und Robin merkte, dass er mit Gwin sprechen konnte.
Niemand sonst verstand das Frettchen und die beiden machten sich einen Spaß daraus, ihrem Publikum ein paar harmlose Streiche zu spielen.
Gwin war ziemlich frech und versteckte gerne Sachen anderer Leute, weshalb er und Robin oftmals in Schwierigkeiten gerieten.
Als Robin jedoch in diesem Jahr wieder in sein Heimatdorf zurück kehrte, um seinen Eltern einen Besuch abzustatten, fand er anstelle des Dorfes nur eine abgebrannte Ruine vor.
Jemand hatte die Häuser zerstört und anschließend niedergebrannt.
Er suchte nach seinen Eltern, oder zumindest nach deren Leichen, doch er fand sie nicht.
So begann die Hoffnung in ihm zu keimen, dass sie den Angriff, oder was auch immer passiert war, überlebt hatten.
In den Trümmern seines Elternhauses fand er einen Dolch, der mit Worten aus einer anderen Sprache verziert war und nahm ihn mit.
Ihm drängte sich die Frage auf, wo seine Eltern waren, wenn nicht hier im Dorf und so beschloss er, sie zu suchen.
Schweren Herzens trennte er sich deshalb von den Gauklern und nur sein engster Freund Gwin begleitete ihn.

Vorgeschichte
Kari wuchs in einem Rudel Werwölfe auf.
Sofort nach ihrer Geburt war klar gewesen, dass sie anders war, als die anderen Welpen.
Im Gegensatz zu ihnen, hatte sie Wolfsohren und einen Schwanz und sie war auch viel schneller und flinker als sie.
Sie konnte sich jedoch nicht verwandeln, sondern blieb immer wie sie war.
Kairi war nur zur Hälfte ein Werwolf, was wahrscheinlich daran lag, dass ihre Mutter ein Mensch gewesen war, ehe ihr Vater sie verwandelt hatte.
Anfangs behandelten sie die anderen Rudelmitglieder wie etwas Böses, das nicht hierher gehörte, doch ihr Vater, der Alpha, brachte sie dazu, sie ganz normal zu behandeln und einen der Ihren, in dem Mädchen zu sehen.
So kam es, dass Kairi trotz allem eine sehr schöne Kindheit hatte.
Sie lernte, mit dem was sie war, umzugehen und dies zu akzeptieren.
Alle Wölfe in ihrem Alter waren ihre Freunde und gemeinsam tollten sie über die große Wiese, nahe dem See, wo sie lebten.
Nur selten hatte Kari Kontakt zu Menschen, doch ihre Mutter erzählte ihr von ihrem Leben.
Sie erklärte ihr die Sitten der Menschen, brachte ihr Lesen und Schreiben bei und zeigte ihr, wie man in Gesellschaft der Menschen leben konnte, ohne aufzufallen.
Die meisten Werwölfe wurden von ihren Eltern unterrichtet, nur die wenigsten gingen zur Schule.
Nach langem Bitten und Betteln schaffte Kari es, ihre Mutter dazu zu bringen, mit ihr eine Menschenstadt zu besuchen.
Damit sie nicht auffielen, musste Kari eine Mütze aufsetzen und ihren Schwanz unter ihrem Gewand verstecken, was sie sehr störte, doch die Aussicht darauf, gleich in eine Stadt zu gehen, ließ sie ihren Ärger darüber schnell wieder vergessen.
Sie war fasziniert von den prächtigen Bauten, die ihre Mutter „Kirche“ nannte, von den kleinen Marktständen und der Bibliothek.
Stundenlang stand Kairi an einem Regal, las in einem Buch, stellte es wieder zurück und las in einem anderen.
Als ihre Mutter schließlich sagte, es wäre Zeit wieder zu gehen, war Kari natürlich sehr enttäuscht, doch es gelang ihr, ihre Mutter noch einmal zu überreden, mit ihr in die Stadt zu gehen.
Wieder und wieder kamen sie und wieder und wieder las das Mädchen in den Büchern der Menschen.
Eines Tages, als Kari bereits alleine in die Stadt gehen durfte, traf sie auf einen Mann namens Lawrence, der seltene und auch alte Gegenstände verkaufte und ein paar Tage in der Stadt bleiben würde.
Die beiden freundeten sich schnell an und Kairi zerrte ihn immer wieder mit in die Bibliothek, wo er ihr von seinen Reisen erzählte und wenn man sie dann rausschmiss, weil sie angeblich störten (die Bibliothekarin war ziemlich mürrisch und mochte Kari nicht besonders, weshalb sie immer einen Grund suchte, um sie rausschmeißen zu können), suchten sie sich einen anderen Platz, wo sie ungestört reden konnten.
Dann kam jedoch der Tag, an dem Lawrence die Stadt verließ, schließlich gab es noch andere Städte, wo er seine Waren verkaufen konnte.
Kairi wollte ihren Freund nicht gehen lassen und obwohl Lawrence noch immer nichts davon wusste, dass sie ein Werwolf war, fasste sie kurzerhand den Entschluss, mit ihm zu ziehen.
Anfangs war er nicht so recht einverstanden, da sie ja noch sehr jung war, doch da sie es wirklich wollte und auch ihre Eltern dazu brachte, zuzustimmen, musste er nachgeben und sie mitnehmen.
Als Abschiedsgeschenk erhielt Kari eine Wolfsklaue, sie erfuhr jedoch nie, wem diese gehörte, doch sie bewahrt sie seitdem in einem kleinen Stoffbeutel auf, den sie immer um den Hals trägt.
Außerdem erzählte ihre Mutter ihr etwas, das sie ihr seit ihrer Geburt verschwiegen hatte:
Sie hatte einen Bruder.
Er war zwar nicht ihr richtiger Bruder, da er einen anderen Vater hatte, doch Kari wollte ihn unbedingt einmal sehen.
Doch ihre Mutter erzählte ihr noch etwas: Ihr Bruder war zur Hälfte ein Vampir.
Aber Kari schreckte das nicht ab, sie wollte ihren Halbbruder sehen, irgendwann, irgendwo, irgendwie…
Dann begann ihre Reise, Seite an Seite mit Lawrence.
Eines Abends beschloss Kari, ihrem Freund zu erzählen, was sie eigentlich war.
Sie begann ganz vorsichtig und ehe sie sich versah, hatte Lawrence es schon erraten.
Er war sehr schlau und aufmerksam, so hatte er bereits den Verdacht gehegt, dass sie nicht das war, was sie vorzugeben schien.
Ihm war aufgefallen, dass sie stets eine Mütze aufgesetzt hatte, egal, wo sie war.
Selbst in ihrem Bett nahm sie sie nicht ab.
So forschte Lawrence nach, obwohl er nicht viel herausfand.
„Mischwesen“ nahm er als Stichwort, denn rote Augen waren nicht normal, zumindest für ihn nicht.
Als Kari dann damit begann, zu erzählen, was sie eigentlich war, nutzte er ihre wagen Andeutungen und konnte die Lösung erraten:
Sie war zur Hälfte ein Werwolf.
Doch diese Erkenntnis schmälerte die Freundschaft zwischen den beiden nicht im geringsten, eher im Gegenteil und so ging alles weiter wie bisher.
Hin und wieder kam es vor, dass sie auf eine völlig zerstörte Stadt trafen, natürlich fragten sie sich, wer das wohl angerichtet hatte und hörten sich deshalb etwas um.
Kairi war es, die herausfand, wer an der Zerstörung Schuld war:
Ein Mann namens Lord Eyrin.
Sie schnappte noch ein paar Worte von wegen einer Legende auf und fragte Lawrence danach.
Dieser kannte sie, da man in seinem Heimatdorf (eigentlich ist es ein Ort, aber es ist so klein, dass es auf keiner größeren Karte eingezeichnet ist, deshalb bezeichnet er es immerzu als Dorf) sehr abergläubisch war (er ist wohl der Einzige von dort, der Legenden als Märchen abtut und nicht an so etwas glaubt, wobei sich seine Einstellung jetzt etwas geändert hat. Werwölfe existieren ja anscheinend wirklich…) und Legenden von Generation zu Generation weitergegeben wurden.
Kari glaubte, dass an Legenden immer etwas Wahres dran war, vielleicht gab es ja tatsächlich Auserwählte, die Lord Eyrin das Handwerk legen würden?